Chronische Übersäuerung - sauer macht nicht lustig!


Für den menschlichen Stoffwechsel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Säuren und Basen erforderlich. Es entscheidet darüber, wie Eiweiße aufgebaut sind und wie sie funktionieren, wie durchlässig die Membranen im Körper sind, ob ausreichend Elektrolyte vorhanden sind, ob unsere Enzyme richtig funktionieren und ob das Bindegewebe seine Aufgaben erfüllen kann. Kurzum über alle Stoffwechselvorgänge!
Der Säuregrad, der mit dem pH-Wert angegeben wird, ist im menschlichen Körper unterschiedlich hoch. Besonders wichtig ist der pH-Wert im Blut, der zwischen 7,35 und 7,45 liegen muss, weil davon abweichende Werte nicht mit dem Leben vereinbar sind! Sobald saure Substanzen in das Blut gelangen, werden sogenannte Puffersysteme im Körper aktiv, die die Säuren neutralisieren und dafür sorgen, dass der Blut-pH-Wert konstant bleibt. Diese Regulationsmechanismen arbeiten ununterbrochen in unserem Körper.

Ausscheidungsorgane und Puffersysteme

  • Über die Nieren werden Säuren oder saure Stoffwechselverbindungen mit dem Urin ausgeschieden 
  • Über die Lunge werden Säuren in Form von Kohlendioxid, das mit dem Blut transportiert wird, abgeatmet 
  • Über die Haut können Säuren mit dem Schweiß ausgeschieden werden 
  • In der Leber werden insbesondere durch die Nahrung aufgenommene Eiweiße verstoffwechselt. Dabei entsteht saurer Ammoniak, der in der Leber zu Wasser und Harnstoff verarbeitet und danach ausgeschieden wird 
  • Im Darm wird saurer Darminhalt durch die vermehrte Ausschüttung von (basischem) Bauchspeicheldrüsensekret, neutralisiert und dann ausgeschieden

Die Ausscheidungsorgane und Puffersysteme können aber innerhalb eines bestimmten Zeitraumes nur eine gewisse Menge an Säuren ausscheiden. Liegt über längere Zeit eine erhöhte Säurelast vor, so kommt es zu einer chronischen Gewebsübersäuerung (sogenannte latente oder chronische Azidose) - einen Begriff, den Friedrich F. Sanders schon in den 50er Jahren definierte. Denn alle Organe und Puffersysteme arbeiten auf Hochtouren und versuchen, den Blut-pH-Wert konstant zu halten. Der Organismus funktioniert aber irgendwann nicht mehr optimal, sondern versucht, mit der Mehrbelastung anders fertig zu werden. So lagert er überschüssige Säuren vor allem in der Bindegewebsmatrix aber auch in Muskeln und Gelenken ab. Beziehen sich die „Ablagerungen” vor allem auf das Bindegewebe, spricht man auch von Orangenhaut oder Cellulitis. Das Bindegewebe „quillt” förmlich auf und wird durch die daraus resultierende mangelhafte Nähr- und Sauerstoffversorgung, sowie durch die immer weiter zunehmende Übersäuerung mehr und mehr belastet. Gerade mit zunehmendem Alter nehmen Nieren- und Leberfunktion tendenziell ab. Das heißt, dass die Kapazitäten eingeschränkt sind, ein übersäuertes Milieu wieder auszugleichen. Ältere Menschen sind deswegen nicht sofort übersäuert, aber der Spielraum für zusätzliche Belastungen in dieser Richtung ist eingeschränkter als bei einem jüngeren Menschen. Heutzutage erfordern die nachfolgend aufgeführten Enstehungs- und Einflussfaktoren bei vielen - häufig auch weitaus jüngeren - Menschen in unserer Praxis regelmäßige bzw. ständige therapeutische Maßnahmen bzw. Anpassungen in der Ernährung und/oder Lebensweise, um den Säure-Basen-Haushalt und somit den gesamten Stoffwechsel im Gleichgewicht zu halten.

Entstehungs- und Einflußfaktoren chronischer Übersäuerung  

Eine chronische Übersäuerung kann zum einen durch eine zu starke Aufnahme oder Bildung von Säuren, zum anderen aber auch durch einen zu geringen Abbau oder zu wenig Ausscheidung herbeigeführt werden. Sie kann aber auch daraus resultieren, dass zu wenig Basen aufgenommen oder gebildet werden. Und natürlich können die Basen auch in zu hohem Maße abgebaut oder ausgeschieden werden. Letzten Endes führt alles zur chronischen Übersäuerung, zu der vor allem folgende Faktoren mittel bzw. langfristig beitragen:
  • Zivilisationskost, die sich überwiegend aus Säure bildenden Lebensmitteln zusammensetzt (v.a. tierische Eiweiße in Fleisch, Eiern und Käse, Zucker in Form von Süßigkeiten, Fette, Kaffee, Teigwaren)
  • Fast-Food und industriell hergestellte / denaturierte Nahrungsmittel mit Zusatzstoffen; sie entziehen dem Körper auf Grund ihres geringen Mineralstoffgehaltes wichtige basische Substanzen (u.a. Calcium, Kalium, Magnesium, Zink)
  • zu geringe Basenzufuhr über die Ernährung (zu geringer Verzehr oder nährstoffarme Lebensmittel)
  • Alkohol- und Nikotinkonsum, Bohnenkaffee, Limonaden, Coca Cola, etc.
  • zu geringe Flüssigkeitszufuhr in Form von stillem Mineralwasser bzw. Leitungswasser
  • insgesamt ungesunde Lebensweise
  • anhaltende Belastungsfaktoren im persönlichen Umfeld (Arbeitssituation, chronische Überlastung Familie, negativer Stress, Ärger, Ängste, etc.)
  • gestörtes Darmmilieu (Darmflora/Darmschleimhäute)
  • Bewegungsmangel an der frischen Luft sowie ein übertriebener Sport im anaeroben Bereich
  • Vielzahl chronischer Leiden/Erkrankungen sowie Entzündungsprozesse
  • Defekte bzw. Auflösungen der roten Blutkörperchen / chronische Blutungen
  • Funktionseinschränkungen von Lunge / Nieren
  • hohe Belastung mit freien Radikalen / Nitrostress
  • ungünstige Umwelteinflüsse (Elektrosmog, Strahlenbelastung, Luftverschmutzung, etc.) 
  • Medikamente, v.a. bei Langzeiteinnahme (z.B. Protonenpumpenhemmer)
  • häufige Ernährungsfehler:
    • zu schnell
    • zu viel
    • zu oft
    • zu viel schwer Verdauliches
    • zu spät abends
    • keine regelmäßige Heilfastenpause (Erholungspause für den belasteten Darm)

Ändet sich im weiteren Verlauf nichts am Ungleichgewicht zu Gunsten der Basen, so erschöpft die verstärkte Regulationsarbeit (= reduzierte Fähigkeit zur Selbstheilung / Regeneration) nach und nach die körperlichen Reserven, was zu zahlreichen Symptome und Erkrankungen im gesamten Organismus führen kann.

Wegen seiner zentralen Stellung im Stoffwechsel, ist eine chronische Übersäuerung im Prinzip an den meisten chronischen Leiden ursächlich beteiligt. Dabei handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der sich über viele Jahre hinziehen und sich zunächst in zahlreichen unspezifischen Symptomen äußern kann ...

  • Chronische Müdigkeit_, reduzierte Leistungsfähigkeit, Abgeschlagenheit
  • Beeinträchtigung der sportlichen Leistung, Leistungseinbrüche/gesteigertes Verletzungsrisiko/reduzierte Regenerationsfähigkeit
  • Fortschreitende „Verschlackung” auf Grund einer reduzierten Ausscheidung von Giftstoffen/ Schwermetallen über die Nieren (zu saurer Urin!) sowie verstärkten Bindung ausscheidungspflichtiger Stoffe / „Schlacken” im Bindegewebe durch die dort deponierten Säuren (ähnlich der Funktion eines Magneten)
  • Nervosität_, innere Unruhe_, Schlafstörungen
  • Sodbrennen (übersäuerter Magen), Karies und Zahnfleischentzündungen, Mund- und Schweißgeruch
  • Haarausfall, weiche brüchige Nägel, Tinnitus
  • u.v.a.m.

Nachgelagert mögliche Leiden und Erkrankungen

  • Chronische Schmerzen_ 
  • Chronische Entzündungen
  • Leiden im Bereich der Psyche und Psychosomatik (Burnout, Depression, Angststörungen, etc.)
  • Allergien
  • Neurodermitis
  • Arteriosklerose / Durchblutungsstörungen
  • Diabetes
  • Gallensteine
  • Nierensteine
  • Gicht
  • Koronare Herzkrankheit
  • Magen-Darm-Geschwüre
  • Migräne
  • Muskelverspannungen / -krämpfe oder / -verhärtungen
  • Fibromyalgie
  • Osteoporose (weil vermehrt basische Mineralsalze, v.a. Kalzium und Phosphat, aus den Knochen gelöst und in das Blut zur Kompensation der Säuren abgegeben werden)
  • Arthritis / Arthrose
  • Tumor / Krebs
  • u.s.w.

Wichtiger Hinweis

Eine chronische Übersäuerung stellt KEINE akut lebensgefährliche Übersäuerung des Blutes infolge anderer Krankheiten, sondern eine schleichende Entwicklung zu Gunsten einer ansteigenden Säurelast vor allem im Bindegewebe dar, was sich zunächst in diffusen und unspezifischen Befindlichkeitsstörungen bzw. häufig erst zeitlich deutlich später, in chronischen Krankheiten äußern kann! D.h. der pH-Wert des Blutes ist bei der chronischen Gewebsübersäuerung immer noch in einem konstanten leicht basischen Bereich! Ist dies nicht der Fall, spricht man von einer lebensbedrohlichen akuten Übersäuerung, was einen schulmedizinischen Notfall darstellt und nicht Gegenstand dieser Abhandlung ist! Unser Ziel ist es, die Ursachen Ihrer chronischen Übersäuerung zu diagnostizieren und mit individuell ausgelegten Therapieverfahren zu behandeln. Hierfür ist die Berücksichtigung und Bedeutung der Bindegewebsmatrix von ganz entscheidender Bedeutung.