Tyrosin

Die Aminosäure Tyrosin kann vom menschlichen Körper in ausreichender Menge hergestellt werden und gilt deshalb als nicht-essenziell.

Tyrosin ist Baustein fast aller Proteine. Besondere Bedeutung hat die Aminosäure aber in solchen Eiweißen, die an der Signalübertragung beteiligt sind. Auf Grund dieser Signalübertragung können Zellen auf äußere Reize mit ganz spezifischen und unterschiedlichsten Reaktionen antworten.

Darüber hinaus ist Tyrosin Ausgangsstoff unterschiedlichster Hormone. So werden in den Nebennieren über mehrere Zwischenschritte aus der Aminosäure die Hormone Adrenalin und Noradrenalin gebildet.

Das bei Stress ausgeschüttete Adrenalin sorgt für eine erhöhte Herzfrequenz und eine Steigerung des Blutdrucks. Gleichzeitig können die Lungen mehr Atemluft aufnehmen und der Körper stellt sich auf die plötzliche Bereitstellung all seiner Energiereserven ein, während gerade nicht benötigte Prozesse, wie etwa die Verdauung, vorerst gestoppt werden.

Diese vielfältigen und schnellen Anpassungen an den Adrenalinanstieg im Blut sind evolutionär gesehen sehr wichtig, damit wir in Gefahrensituationen schnell mit Flucht oder Abwehr reagieren können.

Noradrenalin wirkt ähnlich wie Adrenalin: Es steigert den Blutdruck, indem es die Blutgefäße, vor allem die Arteriolen, verengt.

Darüber wirkt Tyrosin als Neurotransmitter, es leitet also Informationen von einer Nervenzelle zur anderen weiter. Dabei sorgt es für eine gesteigerte Leistungsbereitschaft, es macht uns wach und aufmerksam, ebenfalls um bei Stress schnell reagieren zu können.

Ebenso bauen die beiden Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) auf Tyrosin-Untereinheiten auf. Beide sind lebensnotwendig für das Zellen- und Körperwachstum, aber auch für unseren Energiehaushalt, indem sie dafür sorgen, dass der Stoffwechsel immer dem gerade vorliegendem Bedarf angepasst wird. 

Der Pigment-Farbstoff Melanin wird ebenfalls aus dem Ausgangstoff Tyrosin synthetisiert. Melanin ist für die bräunlich-schwarze Färbung von Haaren, Haut und Augen verantwortlich.

Medikamente, die Tyrosin enthalten, zeigen bei leichten Depressionen gute Erfolge, sollten aber nur unter fachkundiger Anleitung zur Stimmungssteigerung eingesetzt werden, da die Dosierung genau abgeschätzt werden muss. 

Darüber hinaus helfen Nahrungsergänzungsmittel mit Tyrosin beim Alkohol- und Zigarettenentzug. Sie werden aber auch oft eingesetzt, um die Leistungsbereitschaft und Motivation zu steigern.

Besonders reich an der Aminosäure sind Milchprodukte, vor allem Käse, aber auch Fleisch, Erbsen und Sojabohnen enthalten viel Tyrosin.

Tyrosinmangel kann sich negativ auf die Psyche auswirken und im schlimmsten Fall zu Depressionen führen. Oft sind sowohl der Blutdruck als auch die Körpertemperatur erniedrigt. Personen, die an der Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie (PK) leiden, können die Aminosäure Phenylalanin nicht zu Tyrosin umbauen, wodurch es zu einem extremen Mangel kommen kann. Wird diesen Patienten Tyrosin nicht in ausreichenden Mengen zugefügt, so kann es in der Folge des Melaninmangels zu Albinismus (wenig Pigmentierung von Haut und Haaren) und in Folge des Thyroxin-Mangels zu Missbildungen, Minderwuchs und Sprachstörungen kommen.

In unserer Übersicht zu Aminosäuren lesen Sie, welche wichtige Funktionen diese in unserem Organismus haben und welche es gibt.