Kinderwunsch / Unfruchtbarkeit - wenn die biologische Uhr tickt

Ca. jede siebte Partnerschaft leidet in Deutschland unter einem unerfülltem Kinderwunsch. Entgegen weitläufigen Meinungen, sind dabei Männer und Frauen fast gleichermaßen von einer Unfruchtbarkeit betroffen. D.h. in jeweils ungefähr 30% der Fälle wird die Ursache bei der Frau oder beim Mann gefunden. In weiteren 30% handelt es sich um eine Kombination von Gesundheitsstörungen beider Partner. Bei ungefähr 10% der Paare können keine Gesundheitsstörungen gefunden werden, welche die bestehende Unfruchtbarkeit erklären könnten.

Der Fortpflanzungsvorgang der Frau 

Der monatliche Zyklus der Frau ist ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Organen und Hormonen, die exakt zum richtigen Zeitpunkt erfolgreich ablaufen müssen. Jede Unterbrechung der notwendigen Schritte kann die Befruchtung und/oder Einnistung der befruchteten Eizelle beeinträchtigen. 

Am 1. Tag des weiblichen Zyklus beginnt der Körper, zunehmende Mengen von follikelstimulierendem Hormon (FSH) zu produzieren und freizusetzen. Dieses Hormon wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) des Gehirns produziert und führt dazu, dass die Eibläschen (Follikel) wachsen und das weibliche Hormon Östrogen produzieren. Die Eizelle, die sich im Inneren des Eibläschens entwickelt, beginnt zu dieser Zeit ebenfalls zu reifen. In der Mitte des Zyklus, am 14. Tag, setzt die Hirnanhangdrüse plötzlich eine große Menge des sog. luteinisierenden Hormons (LH) frei. Dieses Hormon stimuliert die abschließende Reifung der Eizelle und leitet den Eisprung ein - d.h. die Freisetzung der reifen Eizelle aus dem Eibläschen und dem Eierstock. Während der Passage der Eizelle durch den Eileiter produziert der gesprungene Follikel ein weiteres weibliches Hormon, das sog. Progesteron (Gelbkörperhormon). Dies fördert die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut für den in Kürze befruchteten Embryo. Dementsprechend wird die erste Hälfte des Zyklus auch als follikuläre Phase bezeichnet. Nach der Ovulation spricht man von der Lutealphase

Sofern Samenzellen im Eileiter vorhanden sind, kann die Eizelle befruchtet werden. Der entstehende Embryo gelangt durch den Eileiter in die Gebärmutter, wo er sich einnistet und sich zu einem Baby entwickeln kann. Wird die Eizelle nicht befruchtet, wandert sie trotzdem zur Gebärmutter. Sie kann sich allerdings dort nicht einnisten und verendet. Ist keine Schwangerschaft eingetreten, so sendet die Gebärmutter ein Signal zum Eierstock, um die Produktion von Progesteron zu vermindern. Hierdurch wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, die sog. Menstruation. Der Menstruationszyklus beginnt erneut, und es wächst eine neue Eizelle für den nächsten Monat heran. 

Der Fortpflanzungsvorgang des Mannes

Analog zur Frau, stellt die Bildung von Samenzellen einen sehr komplizierten Vorgang dar. Er beginnt mit der Pubertät und dauert bei gesunden Männern bis zum Tod an. Die Bildung von Samenzellen beginnt in den Hoden und wird durch mehrere Hormone kontrolliert. Diese Hormone werden vom Zwischenhirn (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), gesteuert. Der Hypothalamus reguliert die hormonelle Aktivität der Hypophyse über die Ausscheidung des so genannten Gonadotropin-Releasing Hormons (GnRH). Dieses Hormon steuert die Produktion der Gonadotropine - das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) - aus der Hirnanhangdrüse. LH bewirkt die Bildung von Testosteron, welches für die Samenbildung notwendig ist. FSH bewirkt ebenfalls die Bildung von Hormonen, welche die Samenbildung fördern. Neben der Samenbildung ist Testesteron ebenfalls für die Potenz, die männliche Behaarung und den Muskelaufbau verantwortlich. Die Samenbildung dauert vom Beginn bis zum Ende etwa 72 Tage. Die Samenzellen verbleiben in den ersten 50 Tagen in den Hoden und werden in den letzten 22 bis 24 Tagen in den Nebenhoden gelagert. In den Nebenhoden erfolgt die weitere Reifung der Samenzellen, die hier auch die Fähigkeit erlangen, sich fortzubewegen. 

Während des Geschlechtsverkehrs gelangen die beweglichen Samenzellen nach dem Samenerguss über die Scheide in die weiblichen Fortpflanzungsorgane und beginnen ihre Reise von ungefähr 10-15 cm über den Gebärmutterhals und die Gebärmutter bis zu den Eileitern, dem Ort der Befruchtung. Entlang des Weges finden sich viele Buchten (Krypten), Falten oder „Irrwege", die viele Samenzellen daran hindern können, ihren endgültigen Bestimmungsort zu erreichen. Daher werden sehr viele Samenzellen zur Befruchtung benötigt.

 

Die wichtigsten Faktoren eines unerfüllten Kinderwunsches auf Grund ungünstiger Lebensweise beider Geschlechter

  • gestörtes Sexualleben / anhaltende Beziehungsprobleme bzw. andere Einflußfaktoren auf dem Gebiet „_Lebensweise-Umwelt-Psyche_”
    • u.a. kann wegen des unerfüllten Kinderwunsches ein „Geschlechtsverkehr auf Kommando" einen derartigen Druck in der Partnerschaft aufkommen lassen, wodurch Streß, Frust sowie ernste Beziehungsprobleme und infolge ein Teufelskreis entstehen können 
  • ungesundes / gestörtes Ess-Trinkverhalten bzw. starkes Über- bzw. Untergewicht 
  • defizitäre Vitalstoffe (v.a. Kalzium, Folsäure, Vitamin C, Zink, B-Vitamine und wichtige Aminosäuren) 
  • Koffein, Rauchen, Alkohol, Drogen, sonstige Genußgifte sowie Schwermetallbelastungen / (Umwelt)Gifte, die allesamt den Stoffwechsel durch Verschlackung der Bindegewebsmatrix blockieren
  • chronische Übersäuerung_ 
  • körperliche Überanstrengung / Überwärmung der Hoden

Die wichtigsten Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches bei der Frau 

  • Zyklusstörungen
    • Hormonstörungen (Funktionsstörungen in Hypothalamus, Hirnanhangdrüse, Eierstöcke oder Schilddrüse)
    • Syndrom der polyzystischen Ovarien (Hormonstörung in den Nebennieren und Eierstöcken)
    • Vorzeitige Menopause

 

  • Organische Störungen
    • Verschluss der Eileiter
    • Endometriose (Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter)
    • Narben / Verwachsungen der Eierstöcke
    • Veränderungen des Gebärmutterschleimes
    • Fehlreaktionen des Immunsystems
    • Fehlbildungen der Gebärmutter (Myome, Verwachsungen, etc.) 
  • Sonstiges
    • sexuell übertragbare Erkrankungen (v.a. Gonorrhoe, Chlamydien, Ureaplasmen, Mykoplasmen, humanes Papillima-Virus)
    • entzündliche Beckenerkrankungen
    • chronischer und negativer Stress (sog. Dystress); dieser kann zu nachhaltigen Veränderungen im Hormonspiegel mit Auswirkungen auf den Eisprung, zu verkrampfter Eileitermuskulatur, zu Vitalstoffdefiziten, chronischer Übersäuerung, Depression, Veränderungen des Immunsystems, Schlafstörungen usw. führen
    • schwere Krankheiten (wie dies z.B. bei einer Krebserkrankung - direkt oder indirekt über die Nebenwirkungen der Medikamente - der Fall sein kann) 
  • Lebensalter
    Die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Weg schwanger zu werden ist:
    • bei einer 35-jährigen Frau ungefähr halb so hoch wie die einer 20-jährigen Frau 
    • bei einer 37-jährigen Frau liegt die Wahrscheinlichkeit eines Fruchtbarkeitsproblems bei 25%
    • bei einer 41-jährigen Frau liegt die Wahrscheinlichkeit einer Fruchtbarkeitsstörung bei 50% 
    • und bei einer 43-jährigen Frau bei 75% 
     

     

Ungefähres Risiko einer Fehlgeburt

  • Frauen Anfang 20 - Das Risiko auf eine Fehlgeburt beträgt ungefähr 10%
  • Frauen Ende 30 - Das Risiko ist mit 18% fast doppelt so hoch
  • Frauen mit fast 45 Jahren - Das Risiko steigt auf über 50%

Chromosomenanomalien

Anomalien der Chromosomen (z.B. Down-Syndrom) können grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Sie sind jedoch mit zunehmendem Lebensalter der Frau häufiger: 

  • Frauen mit 20 Jahren: Risiko 1 zu 1528
  • Frauen mit 25 Jahren: Risiko 1 zu 1351
  • Frauen mit 30 Jahren: Risiko 1 zu 909
  • Frauen mit 35 Jahren: Risiko 1 zu 384
  • Frauen mit 40 Jahren: Risiko 1 zu 112
  • Frauen mit 45 Jahren: Risiko 1 zu 28 

Die wichtigsten Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches beim Mann 

  • Mangelhafte Samenqualität bzw. Samenzellanomalien
    • Azoospermie - es befinden sich keine Samenzellen im Samen
    • Oligozoospermie - Samen enthält nur eine geringe Menge an Samenzellen
    • Asthenozoospermie - Samenzellen weisen eine mangelhafte oder verminderte Beweglichkeit auf
    • Teratozoospermie - Fehlbildung der Samenzellen, die eine Befruchtung der Eizelle einschränken 
  • Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis)

 

  • Infektionen / sexuell übertragbare Erkrankungen / allgemeine Erkrankungen
    • Unbehandelt können Infektionen bzw. sexuell übertragbare Erkrankungen eine strukturelle Schädigung verursachen oder die normale Spermienbildung negativ beeinflussen. Außerdem haben einige allgemeine Erkrankungen (z.B. Diabetes) Fruchtbarkeitsstörungen als mögliches Symptom oder Nebenwirkung. Da neue Samenzellen kontinuierlich produziert werden - ein Prozess, der ungefähr 72 Tage dauert -, kann die Auswirkung von Erkrankungen in manchen Fällen vorübergehend sein, und die Spermienbildung kann nach dem Abklingen wiederhergestellt werden. Neben den Folgen einer Infektion hat auch das Fieber selbst bereits einen negativen Einfluss auf die Samenqualität. Auch die Anwendung von manchen Medikamenten kann die Fruchtbarkeit des Mannes negativ beeinflussen 
  • Schwere Krankheiten 
    • Wie dies z.B. bei einer Krebserkrankung - direkt oder indirekt über die Nebenwirkungen der Medikamente - der Fall sein kann
  •  Lebensalter
    • Bei Männern nimmt die Fruchtbarkeit langsam bis etwa zum 40. Lebensjahr ab und beginnt sich dann rascher zu verringern. Die häufigsten Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit sind Anomalien der Zahl, vollständiges Fehlen (Azoospermie) bzw. Beweglichkeit und/oder Form der Samenzellen

Ehe Sie und Ihr Partner sich Fertilitätsuntersuchungen und allem was damit zusammenhängt unterwerfen, gibt es einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen, beispielsweise eine Kontrolle der Monatszyklen und Einplanen des Geschlechtsverkehrs während des Eisprungs. Regelmäßiger Geschlechtsverkehr ist für die Empfängnis natürlich wichtig, bedenken Sie jedoch, dass dies besser um den Tag des Eisprungs herum stattfindet als an einem beliebigen anderen Tag. Eine gesunde Lebensweise beider Partner sowie eine intakte Beziehung ist ebenfalls von großer Bedeutung, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. 

Sie haben sich bereits mehrere Monate erfolglos bemüht schwanger zu werden und hatten während dieser Zeit einen regelmäßigen Zyklus sowie in den fruchtbaren Tagen Geschlechtsverkehr? Inzwischen haben Sie im Rahmen einer schulmedizinischen Anamnese diverse Fruchtbarkeitsuntersuchungen wie z.B. eine körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung (v.a. Hormone), Zyklusauswertung, Standard-Samenanalyse, einen Postkoitaltest bzw. weiterführende Untersuchungen absolviert? Sie planen, sind gerade dabei oder hatten bereits therapeutische  Maßnahmen mit allopathischen Medikamenten, assistierten Reproduktionstechniken (kurz: ART)*1 oder operative Behandlungen durchlaufen - ggf. blieb dennoch der ersehnte Kinderwunsch aus? 

Aus Sicht der Naturheilkunde und insofern ganzheitlich betrachtet, können einem unerfüllten Kinderwunsch bereits weit im Vorfeld unterschiedlichste Veränderung in unseren sieben Schlüsselelementen zu Grunde liegen, was letzten Endes zur Unfruchtbarkeit eines oder beider Partner geführt hat. 

Unser Ziel ist es, die vielfältigen Ursachen Ihrer Unfruchtbarkeit zu diagnostizieren und mit individuell ausgelegten Therapieverfahren zu behandeln.

Um Sie stets mit offenen Karten zu informieren sei an dieser Stelle erwähnt, daß leider bei ungefähr 10-15% der Paare trotz allen Unterschungen und Therapiemaßnahmen am Ende die Diagnose der verminderten Fruchtbarkeit ohne erkennbarem Grund (sog. „ungeklärte Subfertilität") gestellt werden muss. Bitte bedenken Sie in diesem Zusammenhang, daß das Zustandekommen einer Schwangerschaft im Wesentlichen auch eine Frage des Glücks und Ergebnis einer Liebesbeziehung ist. Und es besteht leider keine Sicherheit darüber, dass es letztendlich zu einer spontanen Schwangerschaft zwischen jedem Paar kommt. Und bitte überlegen Sie auch, ob wirklich in jeder Partnerschaft ein Kind seinen Platz finden würde, oder ob die Natur nicht die vielleicht bessere Richtung vorgibt?!

   
Möchten Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Dann wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an uns - wir helfen Ihnen gerne.

x1): Befruchtung gewonnener Eizellen - die assistierten Reproduktionstechniken der Schulmedizin 

  • Intrauterine Insemination (IUI)
    • Bei einer IUI werden ausgewählte Samenzellen direkt in die Gebärmutterhöhle eingebracht (intrauterin), wodurch sie zugleich näher an der Stelle der Befruchtung sind. Die IUI wird in vielen Situationen angewendet. Paare können für diese Methode in Betracht kommen, wenn eine verminderte Samenqualität vorliegt oder im Sperma eine zu geringe Anzahl an Samenzellen vorhanden ist, sowie bei Zervixschleiminsuffizienz oder bei Vorliegen von Antikörpern gegen Spermien. Darüber hinaus kann IUI bei Paaren angewendet werden, die sich schon sehr lange ein Kind wünschen, bei denen jedoch keine Erklärung für die verminderte Fruchtbarkeit gefunden werden konnte. Das Verfahren ist äußerst einfach und muss um den Zeitpunkt der Ovulation durchgeführt werden. Um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen, wird IUI in vielen Situationen mit der Anwendung von allopathoischen Medikamenten seitens der Frau kombiniert. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft liegt pro IUI-Zyklus bei ungefähr 10% 
  • Klassische In-vitro-Fertilisation (IVF)
    • Die Eizellen werden aus dem Eierstock der Frau gewonnen, im Labor mit Samenzellen des Mannes befruchtet, bis zu einem frühen Embryo-stadium kultiviert und dann in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Die durchschnittliche Erfolgsrate beträgt pro IVF-Zyklus ungefähr 25-30%
  •  Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
    • Die ICSI wird bei gestörter Beweglichkeit der Spermien, Spermien-Antikörpern oder sehr niedriger Spermienanzahl im Ejakulat verwendet. Eine weitere Indikation ist die ausgebliebene Befruchtung bei der klassischen In-Vitro-Fertilisation (IVF) trotz unauffälliger Samenparameter. Die Durchführung entspricht im Wesentlichen dem klassischen ICS-Verfahren, allerdings wird bei der ICSI ein einzelnes Spermium unter mikroskopischer Sicht in die vorbereitete Eizelle injiziert 
  • Intracytoplasmic Morphologically Selected-Sperm Injection (IMSI)
    • Stellt eine Sonderform dar, bei der das verwendete Spermium unter einem hochauflösenden Mikroskop anhand morphologischer Kriterien ausgesucht wird 
  • Testikuläre Spermienextraktion mit ICSI (TESE-ICSI)
    • Dasselbe Vorgehen wie bei der ICSI, jedoch werden die Spermien nicht aus dem Ejakulat, sondern aus einer Hodenbiopsie gewonnen. Verwendung findet es bei einem Verschluss der ableitenden Samenwege (sog. Verschluss-Azoospermie)
  •  Mikrochirurgische Epididymale Spermatozoenaspiration (MESA-ICSI)
    • Entspricht ebenfalls dem ICSI-Vorgehen, wobei die Spermien unter Verwendung eines Operationsmikroskops direkt aus dem Nebenhoden (Epididymis) gewonnen werden. Indikation ist wie auch beim TESE-Verfahren ein Verschluss der ableitenden Samenwege (sog. Verschluss-Azoospermie)